VORBERICHT zu unserer 7.Auktion
vom 2.-3.März 2018
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Die kopfstehende MadonnaBudapest 1925 – in einer „Trafik“ werden neben Tabak und Zeitschriften auch Briefmarken verkauft. Auch die schönen zweifarbigen Marken mit dem Madonnenmotiv hat der Trafikant vorrätig. In seinen Beständen ist ein Bogen des 5000 Kr.-Wertes, der einen kleinen Fehler aufweist: Das Mittelstück, das die Madonna mit dem Kind zeigt, ist falsch herum eingedruckt! Wohl zunächst unerkannt werden diese 100 Stücke verkauft, und es ist bis heute der einzige Bogen geblieben, der diese spektakuläre Abart aufweist. Nur wenige Stücke haben die Zeiten überlebt, die meisten davon befinden sich in Museen oder öffentlichen Sammlungen.
Ein Traumstück dieser Ikone der ungarischen Philatelie gelangt in unserer 7.Auktion vom 2.-3.März des Jahres zum Angebot. In perfekter Zentrierung und Zähnung – bei dieser Markenausgabe sehr selten zu finden, da auf sehr dünnem, reißempfindlichen Papier gedruckt wurde – präsentiert sich die Marke auf einem großem Briefstück mit vorbildlichem Poststempel und Recozettel des Budapester Postamtes 85. |
Von Käfern und UmsturzmarkenDiese originelle Anzeige fanden wir im „Entomologischen Anzeiger“ aus dem Jahre 1921. Die Entomologie ist die Wissenschaft von den Insekten, und in den 1920er Jahren gab es einen richtigen Sammlermarkt dafür. Aber keine Angst, wir wollen nicht von unserem Thema abschweifen. Herr Gustav Preinfalk aus Wien, der damals dieser Anzeige platzierte, war bereit, „Kriegs- und Umsturzmarken“ im Tausch für gesuchte Gliedertiere abzugeben.
Diese Kriegs- und Umsturzmarken der ehemaligen Teilstaaten der zusammengebrochenen Habsburger Monarchie waren Anfang der 1920er Jahre begehrte Sammlerstücke. Es gab viele neue Briefmarkenländer, zum Beispiel die Baltischen Staaten, Polen ab 1918, Jugoslawien oder die Tschechoslowakei, da konnte man als Sammler gleich „von Anfang an“ dabei sein! In vielen Fällen wurden die alten österreichischen Marken überdruckt, und die Auflagen waren oftmals sehr gering.
In unserer kommenden Auktion finden Sie eine ganze Reihe solcher seltenen Überdruckwerte im Angebot. Nachfolgend einige Beispiele:
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POLEN: Die Katalognummern Mi. Nr. 36, 42 jeweils gestempelt, Portomarke Nr. 6 (ungebraucht und gestempelt) sowie Portomarke Mi.Nr. 11 postfrisch. Die Auflagen: jeweils nur wenige hundert Stück!
TSCHECHOSLOWAKEI: Die Katalognummern Mi.Nr. 42B, 51 II auf Briefstück (Auflage 76 Stück), 98, 104, 137 jeweils gebraucht und Nr. 144 ungebraucht (Auflage 100 Stück). Ein alter Kunde von uns aus Tschechien sagte bei seinem letzten Hamburg-Besuch: „Wir haben ja keine klassischen Marken aus dem 19.Jahrhundert, die „1919er“-Aufdrucke, das ist unsere Klassik!“ - In unserer Auktion werden in ausgesuchten Einzellosen über 20 Stücke dieser seltenen Aufdruckmarken angeboten, selbstverständlich sämtlich mit Expertisen der zuständigen Prüfer versehen.
LITAUEN: Der hier gezeigte Brief wurde frankiert mit einem sogenannten „Telsiai“-Provisorium aus dem Jahre 1920. Auch hier entstand aus der Not heraus eine philatelistische Preziose. Nachdem die Truppen von Bermondt Anfang Januar in die Kreise Telschen und Krottingen eingedrungen waren und die Postanstalten von Kowno abgeschnitten hatten, mangelte es an Briefmarken. Man behalf sich, indem man das Amtssiegel von Telsiai auf einfaches Papier abdruckte und dann im Hektographie-Verfahren einige Bögen produzierte. Insgesamt wurden nur 450 Exemplare gedruckt; auf liniiertem Papier, wie Sie es hier bei unserem Brief sehen, ganze 3 Bögen à 18, mithin 54 Stück. Nur 3 Tage (vom 13. bis 15.Januar 1920) dauerte der „Spuk“, dann kamen wieder Briefmarken von der Postverwaltung. Es mögen auch Philatelisten am Werk gewesen sein, aber die Notmaßnahme entsprach dem Bedarf, und komplette Briefe sind nur in wenigen Stücke erhalten geblieben.
Russland und die Sowjetunion
Wieder einmal steht neben den baltischen Staaten ein umfangreiches Angebot von Russland und der Sowjetunion im Fokus. Aus dem klassischen Bereich sehen Sie hier senkrechte Zwischenstegpaare der 1866er-Ausgabe in völlig postfrischer (!) Erhaltung. Über 150 Jahre und so taufrisch wie eben von der Post geliefert, da muss man schon lange suchen, um so etwas zu finden.
Und um gleich in der Klassik zu bleiben: Diese beiden Briefe werden Ihnen vielleicht auch gefallen. Wenn es auch der postalischen Notwendigkeit entsprach, so sind die Länder-Mischfrankaturen mit Griechenland stets attraktiv und dementsprechend begehrt. Die Farbfrankatur mit dem hohen 30 Kopeken-Wert der 1866er-Ausgabe daneben wirkt besonders attraktiv durch die kalligraphisch ausnehmend schöne Beschriftung des Beleges.
Reichhaltig im Angebot sind ebenfalls die Ausgaben der Sowjetunion. Der ungezähnte 1930er-Zeppelinsatz in postfrischer Erhaltung ist nur eins von vielen interessanten Losen, die den Bogen bis in die Neuzeit spannen.
Im über 1000 Positionen umfassenden Angebot EUROPA wären noch einige andere „stark“ vertretene Gebiete zu nennen, die wir nicht alle aufzählen wollen.
Hier nur zum Abschluss ein Unikat aus dem italienischen Königreich. Es ist die größte Streifeneinheit der 15 C.-Marke von 1863, ein waagerechter Fünferstreifen mit noch einem weiteren zusätzlichen Einzelstück. Diese Frankatur ist literaturbekannt und im Handbuch von Zanaria abgebildet. Ein wahrlich einmaliger „Hingucker“ für jede anspruchsvolle Italien-Sammlung, und mit einem Schätzpreis von deutlich unter 10% der Katalognotierung eine Gelegenheit.
Übersee
Fast 800 Lose umfaßt das erdteilweise gegliederte Angebot der überseeischen Sammelgebiete. Wir zeigen Ihnen hier nur einige Stücke von Südamerika; zum einen, weil dieses Gebiete bei weitem nicht so im Mittelpunkt steht wie heutzutage vielleicht China oder andere asiatische Gebiete, zum anderen, weil unser Angebot etliche Stücke beinhaltet, die nur alle „Jubeljahre“ unter den Hammer kommen.
Der gezeigte Brief ist das Topstück aus einer kleinen Zusammenstellung der bolivianischen „Condor“-Ausgaben aus den Jahren 1867-68. Mit Condor-Marken frankierte Briefe sind überhaupt das Beste, was man postgeschichtlich von diesem Land erwerben kann. Diese ersten Markenausgaben waren gleichermaßen für postalische und fiskalische Zwecke verausgabt worden („Correos / Contratos“), und von 10 gebrauchten Exemplaren dieser Marken finden Sie 9 auf Dokumenten verwendet. Die 10 Centavos deckten das Porto von Coro Coro nach Cochambamba ab, der Brief ist in perfekter Qualität. In der uns zugänglichen Literatur ist nur ein knappes halbes Dutzend mit der Mi.Nr. 2 frankierter Belege bekannt.
Bleiben wir bei BOLIVIEN: die 500c. „Eleven Stars“ ist die seltenste Marke des Landes, und zwar sowohl in ungebrauchter als auch in gebrauchter Erhaltung. Unser Stück wurde zeitgerecht im Jahre 1870 gebraucht und ist mit einem Attest von Herrn Moorhouse versehen. Daneben sehen Sie zwei Exemplare der 25 Bolivares-Marke „Escuelas“ von VENEZUELA. Insgesamt wurden angeblich 20.000 Exemplare dieser Marke gedruckt, aber fast alle davon wurden wieder vernichtet, weil es einfach keinen Bedarf für diesen hohen Nominalwert gab. In ungebrauchter Erhaltung ist sie eine Südamerika-Rarität ersten Ranges und mit 5000 Euro im „Michel“ auch entsprechend gewürdigt. Ein gestempeltes Exemplar ist ebenso selten zu finden, - nach unseren Recherchen dürften weltweit kaum mehr als 30 Exemplare existieren -, gleichwohl wird sie im Michel-Katalog stiefmütterlich behandelt. Für diese Marke dürfen Sie ohne Risiko den vollen Katalogwert ausgeben!
1500 Einzellose von DEUTSCHLAND bilden, wie immer, ein Kernstück unseres Auktionsangebotes. „Stark“ sind vertreten die Altdeutschen Staaten (250+ Lose), die Deutschen Kolonien (220 Lose) und die Besetzungsausgaben des 2.Welkrieges (über 300 Lose). Natürlich kommen auch die sogenannten „Standard“-Ausgaben des Deutschen Reiches oder der nachkriegsdeutschen Sammelgebiete nicht zu kurz. Womit sollen wir hier anfangen?
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Nehmen wir „stellvertretend“ die gezeigte Mi.Nr. 2 von Kiautschou. Ein schönes Stück - für Kolonialsammler
- für Kiautschou-Sammler
- für Stempelsammler
- und auch für CHINA – Sammler!
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Also für Jeden etwas – wie unser gesamtes Auktionsangebot. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Durchsicht des Kataloges!
Und bitte: Kommen Sie nach Hamburg zur persönlichen Besichtigung und nehmen Sie als Bieter an unserer Saalauktion teil, denn nur hier „spielt die Musik“. 1600 Sammlungen und Posten, dabei insbesondere ergiebige, komplett belassene Ländersammlungen aus mehreren großen Privateinlieferungen bieten viele Chancen. Unsere Mitarbeiter freuen sich, Ihnen bei der Gestaltung eines unvergesslichen „Hamburg-Wochenendes“ behilflich zu sein.
Der vollständige Katalog wird an dieser Stelle ab dem 26. Januar online stehen. Die Printversion wird ab dem 29. Januar von unserer Druckerei versandt werden.