Lot No. 1842

1850, 6 Kreuzer rötlichbraun auf Handpapier, Type Ib, auf kompletter Retour-Recepisse vom 25. Juli 1852 von Vukovar nach Daruvar, vorschriftsgemäß doppelt entwertet mit komplettem Abschlag des schwarzen Doppelkreis-Stempels ”VUKOVAR 25/7” und einem klaren und kompletten Abschlag des schwarzen Einkreis-Stempels „OKUCANE 9/8“. Auf der Recepisse rechts unten Abschlag eines Durchgangsstempels vom Folgetag nach Absendung. Das Formular ist sauber ausgefüllt, wie üblich mehrfach gefaltet und zeigt den interessanten Empfängervermerk ”erhalten jedoch bey Brief ein Stück angeschnitten”. Die Marke weist deutlich waagrecht geriffeltes Papier auf. Diese enge Riffelung ist in konstanter Form und Ausprägung klar über das gesamte Handpapier der Briefmarke erkennbar. Die Riffelung ist auch deutlich beim linken Randdruck durch den ”ausgefransten” Farbauftrag ersichtlich. Somit ist eindeutig nachweisbar, dass diese ungewöhnliche Papierstruktur bereits vor dem Druck der Marke vorhanden gewesen sein muss. Die Marke ist links und oben vollrandig, sonst breitrandig und in frischer ursprünglicher und fehlerloser Erhaltung. Das Vorhandensein einer deutlichen Papier-Riffelung beim Handpapier der Erstausgabe überrascht und ist bislang unbekannt gewesen. Bei den Erstausgaben von Österreich und Lombardei & Venetien wird schon seit jeher von allen Sammlergenerationen sehr genau auf das Papier geachtet, unterscheidet man doch im Wesentlichen zwischen handgeschöpftem Papier und dem maschinell produzierten Papier. An Besonderheiten kommt zeitlich begrenzt nachweisbar geripptes Handpapier vor und bei den 1851 erschienenen Zeitungsmarken (Merkure) geripptes Maschinenpapier. Geriffeltes Papier war bisher nur beim Maschinenpapier bekannt, was sich auch durch die Produktionsweise erklären ließ. Ausführliche Erläuterungen hierzu verfasste bereits der Altmeister der Österreich-Philatelie, Edwin Müller, 1927 im Standardwerk ”Die Postmarken von Österreich”, Seiten 13-18. Die zeitlich umschriebene Rippung von Handpapier der Erstausgabe und Maschinenpapier der Merkure weiterhin als Sicherheitsmaßnahme diskutiert, da schon früh die Sorge vor Fälschungen zum Schaden der Post (welche dann auch tatsächlich vielfältig auftraten) bestand. Die Rippung wurde jedoch beendet. Je nach Wertstufe kommen die Marken häufiger, mit zum Teil charakteristischer Farbgebung vor, andere Wertstufen sind selten. Die Riffelung beim Maschinenpapier ist meist nicht so deutlich ausgeprägt und zeitlich unschärfer zu fassen als die Rippung beim Handpapier. Das Interesse daran ist nicht so ausgeprägt, da sich die Unterschiede wertmäßig im Rahmen halten und bislang auch nur beim Maschinenpapier und in unterschiedlicher Ausprägung bekannt waren.* Eine eigene spezielle Papiersorte/echte Papierabart liegt mit dem irrtümlich verwendeten senkrecht gestreiften Handpapier vor. Diese kleinste Teilauflage des Papiers kommt nur bei den Wertstufen 3 und 9 Kreuzer sowie 15 Centesimi vor. Entsprechend listet der italienische Spezialkatalog für Lombardei & Venetien und altitalienische Staaten diese 15 Cts. mit vollwertiger Katalognummer 18 und führt in einer eigenen Tabelle alle 22 Briefe mit dieser Papiersorte einzeln auf, Katalogwert je 100.000 Euro. Neben verschiedenen weniger relevanten Papiervariationen und Papierstärken (Seidenpapier bis Karton) weisen Marken auch zufällig einzelne oder mehrere Runzeln in der Papierstruktur auf, überhäufig bei geripptem Papier. Eine gute Übersicht findet sich auch in Band I, Seiten 346-351, des maßgeblichen Handbuches und Spezialkataloges ”Österreich 1850-1918”, aktuelle Auflage aus 2008, von Dr. Ulrich Ferchenbauer. Die zeitlich und auf bestimmte Ausgaben und Auflagen nachweisbare Rippung lässt Vergleiche mit dem ”Grill” nordamerikanischer Markenausgaben zu. Diese waffelförmige Einpressung in die Papierstruktur sollte seit 1867 bis in die 1870er Jahre durch bessere Aufnahme und erschwerte Entfernung der Stempelfarbe unzulässigen Wiederverwendungen von Briefmarken vorbeugen. Dabei existieren einzelne Katalognummern nur in wenigen Stücken und werden durch die geringe Auflage preislich als Raritäten gehandelt. Berühmtestes Beispiel ist die 1 Cent-Marke von 1868 mit dem Portrait von Benjamin Franklin mit einem sogenannten ”Z-Grill”. Es sind nur zwei Marken bekannt. Eine davon erreichte 1998 einen Auktionszuschlag von 850.000.- US-Dollar. Der vorliegende Beleg mit einer erstmals einwandfrei nachweisbar geriffelten Handpapier-Marke der Erstausgabe Österreichs ist einmalig. Eine verschwindend geringe Menge des Handpapiers scheint somit separat und besonders sorgfältig auf einer Papiersorte mit gleichmäßiger und klar ausgeprägter Riffelung gedruckt worden zu sein, welche als mögliche Sicherheitsmaßnahme optisch wesentlich gefälliger im Vergleich zu den Auflagen mit geriffeltem Papier imponiert. Vermutlich war die Erstellung aber zu aufwändig und damit zu kostenintensiv. Die Philatelie kennt hochpreisige Fehldrucke mit Wertstufen auf andersfarbigem Papier (z.B. Baden-Fehldruck) und hochpreisige Markenausgaben mit veränderter Papierstruktur (z.B. einige der erwähnten ”Grill” der US-Marken). Die Sammler der Erstausgabe österreichischer Marken haben schon immer genau auf das Papier geschaut, aber bislang keine vergleichbare Marke wie die Vorliegende gefunden. Es handelt sich um eine Groß-Rarität, welche künftig eine eigene Katalognotierung verdient. Die Marke ist dazu noch unbehandelt und ursprünglich haftend auf einer Recepisse verwendet vorliegend. Schöner und authentischer kann eine solche Seltenheit nicht präsentiert werden. Attest Dr. Ferchenbauer VÖB Beispiele für andere Sorten des Handpapiers: 1850, 6 Kreuzer violettbraun auf Handpapier, Ferchenbauer Type III; entwertet mit EKr ”KLAGENFURTH 27/5”. Die einwandfrei erhaltene Marke zeigt dickes Papier 0,11 mm + mit waagrechten Papierrunzeln, betont im oberen Markenanteil. Fotobefund Goller BPP. (Mi.-Nr. 4X, Ferchenbauer 4 HP III) ÷ 1850, 3 Kreuzer ziegelrot auf Handpapier, Ferchenbauer Type I a/2; entwertet in Venetien(!) mit DKr ”VERONA 8/3”. Die einwandfrei erhaltene Marke zeigt normales Handpapier. Fotobefund Goller BPP. (Mi.-Nr. 3Xa, Ferchenbauer 3HP I a/2) ÷ 1850 (Lombardei-Venetien), 15 Centes zinnoberrot im Paar auf Handpapier, Ferchenbauer Type I; entwertet mit zwei Abschlägen des DKr ”VERONA 5/8(?)” , durch die Papierstruktur bedingt unscharfes Stempelbild. Das einwandfrei erhaltene Markenpaar zeigt senkrecht geripptes Handpapier, die linke Marke eine typische senkrechte Papierrunzel. Ferchenbauer 500.-, Sassone 800.-. (Mi.-Nr. 3x, Ferchenbauer 3HP I, Sassone-Nr. 14) ÷ 1850 (Lombardei-Venetien), 15 Centes karmin auf Handpapier, Platte 4, Ferchenbauer Type IIIa; entwertet mit DKr ”VERONA 27/12”. Die Marke zeigt die sehr seltene Handpapier-Auflage ”senkrecht gestreiftes Papier mit einer waagrechten Linie”, welches in der Durchsicht/Durchleuchtung gut erkennbar ist. Saubere und farbfrische Erhaltung mit rechts oben eine beim Handpaper herstellungsbedingt vorkommende Papierunregelmäßigkeit eines leichten Eckbuges. Gut bis breitrandig geschnitten, schön und klar gestempelt. Beleistift-Signatur E(milio) Diena. Ferchenbauer 2008: 12.000.-, Sassone 2018: 25.000.-. Attest Kurt Kimmel. (Mi.- 3X, Ferchenbauer 3HP IIIa gestreift, Sassone.-Nr. 18) (T)

Status

Michel No.

4 X

Price

20,000 EUR

Result
Unsold

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